Flüsse
Ägypten wird zu Recht „das Geschenk des Nils“ genannt, denn diesem größten der Flüsse Afrikas verdankt das Land seit alters her seine Blüte. Und das nicht nur wegen der überaus fruchtbaren Uferregionen, sondern auch dank einer beträchtlichen Anzahl von Seen und Bewässerungskanälen, die von einem der längsten Flüsse der Erde gespeist werden.
Der Moeris-See und der Qarun-See
Der Moeris-See, der seine Namensgebung den Griechen des Altertums verdankt, wurde bereits in der zwölften Dynastie, etwa 1900 Jahre vor Christus, von Pharao Amenemhet III durch den Bau von Staudämmen angelegt. Der See sollte das Kulturland im Fayyum vor der jährlichen Nilüberschwemmung schützen. Amenemhet III und andere Könige der zwölften Dynastie ließen den See teilweise trockenlegen und als Wasserspeicher nutzen. Die vom Moeris-See abgeleiteten Wasserkanäle, die wie kleine Flüsse das Ackerland durchströmten, sorgten für eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Infrastruktur in der Gegend um die Stadt Arsinoe.
Der Überrest dieses Geschenks des großen Flusses ist heute als Qarun-See bekannt. Dieser 230 km² große abflusslose See im Nordosten Ägyptens wird vom Bahr Yusuf, dem „Josefs-Kanal“ gespeist, der vom größten der ägyptischen Flüsse abzweigt. Der „Birket al-Quarun“ und „Birket el-Kerun“ genannte See ist 40 km lang, maximal 4,2 m tief und 5,7 km breit.
Nasser-See
Südlich von Assuan liegt der durch den Assuan-Hochdamm (auch als Assuan-Staudamm bekannt) entstandene Nassersee. Benannt ist dieser 500 km lange und 5 bis 35 km breite Stausee nach dem früheren ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, der dieses ehrgeizige Projekt zur Nutzung der Fluten eines der größten Flüsse der Welt vorantrieb. Der Nassersee beinhaltet circa 165 m³ Wasser. Er soll die Wasserdurchflussmengen des Nil in den landwirtschaftlich geprägten Uferzonen regulieren und die Ansiedelung von Industrie begünstigen.
Zahlreiche Denkmäler aus der Pharaonenzeit liegen im Gebiet des Nassersees und sind UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1959 wurden mehrere Rettungskampagnen zum Schutze der antiken Bauten vor der Überflutung durchgeführt. Besonders spektakulär war der „Umzug“ der Tempel von Abu Simbel an einen sicheren Ort auf einer kleinen Insel im Nasser-See, wo man sie seither über einen befahrbaren Damm vom Ort Abu Simbel aus erreichen kann.
Aktuell wird am Nasser-See eine riesige Pumpstation gebaut, die große Wüstengebiete bewässern soll.
Die Wadis
Einen Besuch wert sind auch die Wadis in den Trockentälern der Wüstengebiete Ägyptens. Hierbei handelt es sich um ausgetrocknete Flussläufe, die nach Regenfällen zeitweise Wasser führen. Die bekanntesten der ägyptischen Wadis sind das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Wadi al-Hitan und das einstige Durchzugsgebiet der ägypytischen Karawanen, das Wadi Hammamet, sowie das Wadi Tumilat, durch das die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten vermutlich gezogen sind.