Memnon-Kolosse
Der Mythos
Bereits griechische und römische Reisende statteten den beiden Memnon-Kolossen in der Nähe des Tals der Könige gerne einen Besuch ab. Denn die Menschen der Antike versprachen sich Glück davon, dem seltsamen und geheimnisvollen Klang zu lauschen, den die rechte der beiden Statuen allmorgendlich bei Sonnenaufgang von sich gab. Diesem Umstand verdanken die beiden Monumentalplastiken auch den Namen, unter dem sie seit der griechisch-römischen Zeit bekannt sind. Denn der mystische König Memnon aus Äthiopien war der Sohn der Eos, der Göttin der Morgenröte.
Memnon fiel im Trojanischen Krieg durch die Hand des Griechen Achilleus. Eos brachte den Leichnam ihres Sohnes zurück nach Äthiopien und beweinte ihn. Ihre Tränen bedeckten allmorgendlich als Tau die Welt. Zeus war vom Weinen der Eos so gerührt, dass er Memnon Unvergänglichkeit gewährte. Und so antwortete der Sohn allmorgendlich bei Sonnenaufgang seiner weinenden Mutter Eos mit einem Klagelaut.
Diese „Klagelaute“ wurden vermutlich durch die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsänderungen in einer Bruchspalte der Kolosse bei Sonnenaufgang hervorgerufen. Seit Kaiser Septimus Severus die beiden Figuren im Jahre 199 nach Christus restaurieren ließ, sind sie verstummt.
Wo die Kolosse zu finden sind
Dennoch – wer auf dem Weg ins Tal der Könige oder zum Tempel der Hatschepsut ist, sollte es nicht versäumen, einen Zwischenstopp an der Strecke einzulegen und sich die beiden Monumentalplastiken anzuschauen, die Pharao Amenophis III. in Auftrag gegeben hatte. Die Memnon-Kolosse standen einst als Wächter vor dem Totentempel dieses Pharaos. Der Toten- und Gedenktempel des Pharao Amenophis III., des Vaters von Echnaton und somit der Schwiegervater der schönen Nofretete, wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vor Christus erbaut. Mit einer Länge von 700 Metern und einer Breite von 550 Metern war es ein riesiger Sakralbau, den die beiden Kolosse flankierten. Da der Tempel überwiegend aus Lehmziegeln errichtet war, ist in heutiger Zeit von ihm nur noch wenig erhalten. Die beiden Memnon-Kolosse jedoch trotzen der Zeit.
Ausflüge nahe der Memnon-Kolosse
Die Fertigung der Kolosse
Die Figuren wurden aus je einem riesigen Block Assuan-Sandstein herausgemeißelt. 21 Meter ragten sie einst in den Himmel. Die Zeit hat ihnen mittlerweile die Kronen, die ursprünglich auf ihren Häuptern saßen, geraubt, und die Gesichtszüge bis zur Unkenntlichkeit verwittern lassen. Doch auch mit einer Höhe von „nur noch“ 18 Metern bieten sie einen überwältigenden Anblick. Und selbst ohne die Aussicht, ihren Gesängen lauschen zu können, empfiehlt es sich, die beiden Memnon-Kolosse am frühen Morgen zu besuchen. Die kraftvollen Strahlen der aufgehenden Sonne umfangen die beiden Wächter mit einem schon fast unwirklichen Licht.